Achtsamkeit & Selbstmitgefühl


Achtsamkeitsbasierte Verfahren gelten als Weiterentwicklung des kognitiv-verhaltenstherapeutischen Ansatzes und erhalten in der Psychotherapie eine immer grössere Bedeutung. Unter Achtsamkeit versteht man die Lenkung der Aufmerksamkeit auf das gegenwärtige Erleben. Dies geschieht bewusst, im Hier und Jetzt, soweit möglich ohne Bewertung und ohne die Absicht, das Erleben zu verändern.

Achtsamkeit und Annahme in Bezug auf psychische Schwierigkeiten erfordern ein kontra-intuitives Verhalten, das den meisten Menschen zunächst fremd erscheint aber mit Unterstützung erlernt werden kann. Wenn wir in Zuständen sind, die wir als eher unangenehm bewerten wie beispielsweise Nervosität und Anspannung, haben viele den automatischen Impuls, sich abzulenken, die Empfindungen zu bekämpfen oder sich gar zu verurteilen. Ein achtsamer Umgang mit Gedanken, Körperempfindungen und Gefühlen erfordert eine Haltung des Sich-Öffnens allen inneren Erlebnissen gegenüber, ohne diese einzuteilen in gut oder schlecht, erwünscht oder unerwünscht; eine Haltung, die alles freundlich einlädt, neugierig ist und nichts ablehnt.

Beim Achtsamkeits-Training wird eine beobachtende Instanz - das Bewusstsein - geschult, das freundlich und offen alle inneren Erfahrungen wahrnimmt. Durch Annahme, Akzeptanz und Loslassen geschieht paradoxerweise Veränderung und Heilung oft wie von selbst. Wir treten zurück und geben den Selbstheilungskräften Raum.

Auch eine liebevolle Haltung sich selbst gegenüber - das Selbstmitgefühl - ist vielen Menschen nicht vertraut. Das Einüben eines annehmenden Umgangs mit sich selbst bedeutet, kritische und womöglich verurteilende innere Selbstgespräche und selbstschädigende Verhaltensmuster zunächst zu entlarven und loszulassen. Ziel ist es, gnädig und nicht gnadenlos auf uns selbst zu schauen, wenn wir scheitern oder etwas misslingt; mitfühlend zu sein, wenn wir Kummer und Leid erfahren; unsere Fehler und Schwächen akzeptieren lernen. Und dies alles nicht nur mit Blick auf andere, sondern auch und gerade uns selbst gegenüber. Mit der Zeit kann sich eine wohlwollende Sichtweise auf uns selbst entwickeln und selbst-fürsorgliches Handeln macht uns glücklicher und weicher.

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